Eine "Fast-Allrad"-Situation

  • Gestern gings bei guten Wetterbericht und schneefreien Straßen mit unserem 2WD-ASX in die Schweiz zum Einkaufen und anschließende nach Friedrichshafen zur Motorradmesse. Bei schneefreier Straße und -8 Grad wurde der Riedbergpass 1420m als kürzeste Fahrtroute gewählt. Das elektronische Schneekettenpflicht-Schild am Anfang, welches mich früher mit meinem 4WD-HRV öfters zwang einen anderen Weg zu fahren, zeigte nichts an und die nasse Straße ließ sich gut fahren. Es machte Spass auf meiner Motorradhausstrecke den ASX durch die Kurven bergauf zu treiben. Gelegentlich lag etwas Schnee von den 1 bis 1,5 m hohen Schneewänden auf der Fahrbahn was den ASX in Kurven etwas versetzen ließ. Es machte einfach Spass, da kaum Gegenverkehr kam. 200 Höhenmeter unter der Passhöhe setzte plötzlich starker Schneefall mit schneebedeckter Fahrbahn ein. Es war plötzlicher tiefster Winter - wie im Bilderbuch - sässe man nicht im Auto. Das ASR schaltete sich immer öfters ein und der Gasfuss wurde sehr sensibel. Die 300 m lange Gerade zur Passhöhe wurde mit Dauer-ASR und abnehmerder Geschwindigkeit gemeistert. Ein Mercedes-Geländewagen fuhr mit Schrittgeschwindigkeit bergab. Nun kam mir der Gedanke, dass ich hier im Forum gschrieben habe, dass man 4WD eigentlich fast nicht braucht. jetzt hätte ich es gern. Der nächste Gedanke, ich würde gern mal aufs Gas treten und sehen wie die Elektronik dies regelt, aber vor Angst noch mehr an Fahrt zu verlieren und die Passhöhe nicht zu erreichen, ließ ich das lieber.


    Mit 30 km/h und immer noch Dauer-ASR erreichten wir die Passhöhe. Uff!


    Nach der Passhöhe sah ich ein Womo etwa 200 m vor uns und ein BMW dessen Fahrerin aus einer Liftzufahrt nach den Spuren quer über die Fahrbahn in einen Schneehaufen gerutscht ist. In dem Wissen vor uns fährt irgendwo das Womo, bin ich die Bergabfahrt sehr vorsichtig und gefühlsvoll angegangen, trotzdem setzte immer wieder das ABS ein. In einem steileren Stück kam der ASX ins Rutschen und eine uneinsehbare Linkskurve wurde auf einer Länge von ca 70 m mit Dauer-ABS und ohne Fahrtabnahme genommen. Die vorgegebene Fahrtrichtung hielt der ASX nahezu perfekt ein. Dann stand 100 m entfernt das Wohnmobil, welches mich schon gewundert hatte, dass ich dies aus den Augen verloren hatte. Ein rumänischer LKW war auf der Bergauffahrt in einer Linkskurve hängengeblieben und der Fahrer versuchte Schneeketten aufzuziehen.


    Gottseidank hatte die Reifen rechtzeitig wieder Griff erhalten, sodaß wir ca. 50 Meter hinter dem Womo zum Stehen kamen. 30 Meter ließ ich Abstand zum Womo damit ich, falls ein nachfolgendes Fahrzeug hinter mir nicht rechtzeitig zum Stehen kommt, noch dies 30 Meter vorziehen kann. Der Blick ständig im Rückspiegel.


    Gleich gehts weiter .......


    Zwei Fronttriebler versuchten an dem LKW vorbeizufahren und blieben beide auf Höhe der Fahrerkabine stecken und mußten wieder zurück. Ein Toyota RAV 4WD zog problemlos vorbei hatte aber danach Problem das Fahrzeug auf der unter dem Schnee eisglatten Fahrbahn Richtungsstabil zu halten.


    Nach einer Gedenkminute fuhr das Womo an und passierte die Engstelle. Wir folgten, es gelang uns aber nicht am Wohnmobil dranzubleiben, so schnell fuhr es bergab.
    Ich selber als Womo-Fahrer hatte mich vorher schon gewundert, wo das Womo abgeblieben war. Nun hatte ich gesehen, dass dieser auf den Außenreifen der Zwillingsräder Schneeketten drauf hatte.


    Wenige Kilometer später war der "Winter" genauso schnell und unerwartet verschwunden, wie er gekommen war und der Rest der Strecke lief wie geplant.


    Warum ich das hier schreibe? Die Elektronik hat sehr sanft und hervorragend gearbeitet. Dies war ich von meinen bisherigen PKWs nicht so gewöhnt. Da ich bisher keine Luxusautos gefahren habe, kann es ja dort Standard sein. Gute Arbeit und Danke mitsubishi.
    4WD hat natürlich seine Vorteile. Wäre ich zum Stehen gekommen, dann wärs mit Anfahren vorbeigewesen. Habe ich mich festgefahren eine Supersache. Bergab bringt sie nichts - außer man wühlt sich am Straßenrand im Tiefschnee runter. Auf Strecke gibts für mich nichts besseres als Schneeketten als Sicherheit.


    Obwohl ich in den Bergen geboren bin, dort lebe und aufgrund meiner Hobbies denke, mich mit dem Wetter auszukennen, kann einem dieses doch immer wieder mal einen Streich spielen. Deshalb immer auch die richtige Bekleidung dabeihaben - für den Fall der Fälle.


    Jetzt kauf ich mir Schneeketten. Hatte in früheren Jahren für meinen Ford Mustang mal sauteure gekauft und nie gebraucht, deshalb war dies für mich kein Thema mehr.
    Dies gestern gab mir zu denken. :rolleyes:

    4 Mal editiert, zuletzt von achso ()

  • Hallo,
    danke für den ausführlichen Erfahrungsbericht.


    Allerdings hast Du bei dieser Aussage

    Bergab bringt sie nichts - außer man wühlt sich am Straßenrand im Tiefschnee runter.

    folgendes nicht beachtet:
    Einen Vorteil gibt es bergab beim 4WD schon: Beim Bremsen mit der sogenannten "Motorbremse". Diese wirkt dann auf vier und nicht nur auf zwei Antriebsräder, das Fahrzeug kommt weniger leicht ins Rutschen.


    Gruss
    Desaster

  • Hallo zusammen,

    Einen Vorteil gibt es bergab beim 4WD schon: Beim Bremsen mit der sogenannten "Motorbremse". Diese wirkt dann auf vier und nicht nur auf zwei Antriebsräder, das Fahrzeug kommt weniger leicht ins Rutschen.

    Diese Aussage trifft, soweit ich weis, nur auf starren Allradantrieb zu. Da der Allrad beim ASX die Hinterräder aber nur über die Kupplung an der Hinterachse im Bedarfsfall zuschaltet, gehe ich davon aus, daß kein Bremsmoment an die Hinterräder übertragen wird.
    Lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.


    Gruß Oxebo

  • Hallo,
    hierzu eine einfache Gegenfrage:


    Der Vorderrad-Antrieb beim 2WD bzw. im 2WD-Modus des 4WD wird ebenfalls über eine Kupplung gewährleistet. Hast Du deshalb keine Motorbremse bei Gaswegnahme?


    Gruss
    Desaster

  • Hallo,

    Der Vorderrad-Antrieb beim 2WD bzw. im 2WD-Modus des 4WD wird ebenfalls über eine Kupplung gewährleistet. Hast Du deshalb keine Motorbremse bei Gaswegnahme?

    natürlich gibt es in diesem Fall eine Bremswirkung auf die Vorderachse. Soweit mir bekannt ist haben 4 WD Fahrzeuge mit starrem Allrad aber Probleme mit dem ABS und der ESP Regelung. Daher sollte man bei diesen Fahrzeugen den Allradantrieb auch nur im Gelände benutzen.
    Beim ASX wird die Hinterachse jedoch beim Eingreifen der elektronischen Helfer, in Bruchteilen einer Sekunde, wieder vom Antrieb abgekoppelt.



    Gruß Oxebo

  • Beim ASX wird die Hinterachse jedoch beim Eingreifen der elektronischen Helfer, in Bruchteilen einer Sekunde, wieder vom Antrieb abgekoppelt.

    Hallo,
    je nach Anforderung wird die Kraftverteilung hinten-vorne geändert, außer in der Stellung 4WD-Lock. Es macht ja durchaus Sinn, das linke Hinterrad auch abgestuft abzubremsen, wenn auch nur das rechte Hinterrad keinen Schlupf hat.
    Die einzelnen Räder werden durch die elektronischen Helferlein auch separat gesteuert.


    Siehe hier: Klick


    dort wurde es vom Mitglied Karl-Heinz erläutert.
    Gruss
    Desaster